KI-Marktplatz: Über den Tellerrand gucken, um Lösungen zu finden!
Auf Märkten kann man sich in aller Ruhe umsehen. Was wird hier angeboten, was interessiert mich, was passt zu mir? Das Projekt KI-Marktplatz macht genau das für die Industrie: Es bietet technische Lösungen und Lösungswege zum Thema Künstliche Intelligenz an. Nun läuft Ende Juni der Förderzeitraum des 2020 gestarteten Projektes aus. Wir sprachen mit Leon Özcan, der das Projekt am Heinz Nixdorf Institut in Paderborn betreut, und mit Christoph Mertens, Leiter der Abteilung Adoption der International Data Spaces Association (IDSA) über die nächsten Schritte.
Doch zunächst: Was ist der KI-Marktplatzes genau? „Wir sind ein Lösungsanbieter für künstliche Intelligenz im Maschinenbau”, beschreibt Özcan. Und was verbirgt sich hinter dem Begriff Lösungsanbieter? Es werden KI-Anwendungsfälle identifiziert und für die Kunden, die Industrieunternehmen, erschlossen. Es wird recherchiert, ob es bereits Akteure im Markt gibt, die diese Lösung anbieten, dann wird vermittelt. Falls das nicht der Fall ist, werden Alternativen für die Umsetzung gesucht. „Wir wollen für unsere Anwender die gesamte User Journey anbieten – von der Identifizierung des Use Case bis hin zur Umsetzung.“
Erfolgreiche Use Cases
Wo steht das Projekt jetzt und was wurde erreicht? Einzelne Use Cases und Dienste mit hohem Reifegrad werden schon am Markt angeboten. “Es gibt einige Bereiche, wo wir einen hohen technologischen Reifegrad erreichen konnten“, erklärt Özcan. Dazu gehören auch Funktionen, die kurz vor der Markteinführung stehen. Um die wichtige Arbeit fortzusetzen, hat sich nun ein Team gebildet, das das Projekt über den Förderzeitraum hinaus weiterführt.
Konkret ging es beispielsweise in einem Pilotprojekt mit dem Landmaschinenhersteller Claas um ein intelligentes Gleichteile-Management. Gleichteile sind Komponenten im Fahrzeugbau, die in verschiedenen Bereichen und Produkten verwendet werden können. Das entwickelte Managementsystem hat jetzt gute Chancen, nach der Förderperiode eingesetzt zu werden.
Auch gemeinsam mit Hella Gutmann, einem Hersteller von Kfz-Diagnosegeräten, wurde im Rahmen des KI-Marktplatzes eine KI-Anwendung entwickelt. Diese Anwendung kann dem Kfz-Mechaniker anhand von Fehlercodes ein defektes Bauteil vorhersagen, so dass ein Fahrzeug gezielt repariert werden kann. In beiden Beispielen wurde KI erfolgreich eingesetzt, und das Ergebnis steht jetzt kurz vor der Markteinführung.
Mehr Sicherheit im KI-Marktplatz
Welchen Mehrwert bieten Data Spaces für den KI-Marktplatz und was bietet der KI-Marktplatz umgekehrt für Data Spaces? Der Use Case von Hella Gutmann ist der Anwendungsfall, den Christoph Mertens als Data Space Vertreter aufgegriffen hat, um ihn weiterzudenken und ein Data Space Szenario damit aufzubauen. Mertens führt aus, “der KI-Marktplatz könnte für sich genommen einfach so schon glücklich sein: Auf dem Marktplatz angebotene Services können konsumiert werden, Daten können hochgeladen, heruntergeladen, bearbeitet werden.”
Doch nun wurde ein weiterer Schritt gemacht und der KI-Marktplatz mit einem IDS-Connector, dem TRUE Connector (TRUsted Engineering) von FIWARE und der italienischen Forschungseinrichtung Engineering, ausgestattet. Damit ist es viel einfacher als bei anderen Marktplätzen, sich mit einem Datenraum zu verbinden. Das allgemeine Onboarding, was jeder Data Space mit sich bringt, beispielsweise in Form von Einverständniserklärungen „Bitte unterschreiben Sie hier einen Vertrag, stimmen Sie hier den Richtlinien zu“ ist eine selbstverständliche Voraussetzung. Wer bislang seine Daten nicht mit KI-basierten Services teilen wollt, weil die Souveränität noch nicht gewährleistet werden konnte, kann dies nun tun. Damit ist der KI-Marktplatz schon jetzt in der Lage, seine bestehenden Dienste an vielversprechende Data Spaces zu binden und damit sein Geschäftsmodell zu erweitern.